Sonett 33 – Das träumende Schaf

Zusammgekauert und der Welt entrückt
liegt das Schaf inmitten seiner Herde
schlafend. Es ist von seinem Traum entzückt,
dass sich die dumme Herde ändern werde.

Es träumt von großzügigen Stallpalästen,
vom Ruhm der Schafheit, Einigkeit und Recht
und freies Futter. Wärmend Baumwollwesten
in kaltem Winter wären auch nicht schlecht.

Jedoch der Rest der Herde träumt allein
von grüner Wiese, frischem Quell, von Hirte
und Hund. Die Schafheit will behütet sein,
träumt nicht, dass sie zum Hirtenhirt mutierte.

Des Schafes Träume waren kühn, doch übertrieben,
denn Schaf bleibt Schaf, und Schafes Träume ungeschrieben.

 
(2016 zuerst veröffentlicht in „Gedichte von jetzt. Eine Anthologie“)

 

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(164 Seiten, Erst-VÖ: 2019)